Ankommen, „Einrichten“ und Kennenlernen


Nun ist die erste Woche+ im Camphill bereits vergangen und ich werde hier einmal versuchen die wichtigsten Gedanken und Erlebnisse aufzuschreiben:

Meine Einsatzstelle
„Friends of camphill India“ ist eine anthroposophische Lebensgemeinschaft die aus 2 Häuser besteht, auf die 23(+1) Friends, Coworker und Volunteers verteilt leben.
Neben meinen drei mit- Freiwilligen (Iruna, Martha, Laura) die gemeinsam mit mir angekommen sind*, gibt es auch noch andere 8 Freiwillige aus Deutschland, Ungarn, USA, India, die bereits unterschiedlich lang hier leben und uns größtenteils einarbeiten.
Es wird versucht möglichst im Einklang mit der Umwelt zu Leben und nichts zu verschwenden (Wasser, Lebensmittelreste, Strom verbrauch etc.)
Man muss sich wirklich auf das gemeinsame Leben einlassen und Freude an der Zeit mit den Friends finden. Wer sich nur danach sehnt das der „Arbeitstag“ vorbei ist, geht hier kaputt da man nur begrenzt Zeit für sich selbst findet.
Sehr viele neue Eindrücke, Persönlichkeiten und Aufgaben die ich langsam zu bewältigen lerne; besonders am Anfang hatte ich Schwierigkeiten mit allen Namen, da ich viele der indischen noch nie zuvor gehört hab.

Der Tag beginnt für mich (Uns Freiwillige) üblicherweise um 06:30 mit dem Wecken der Friends
und endet um 20:30; mit zwei Stunden Resthour zwischendurch.
Jeder hier hat bestimmte 'Jobs/Aufgaben' die jeden Tag* erfüllt werden müssen:
Für die Friends Abtrocknen; Toiletten schrubben, Pflanzen gießen, Wäsche sortieren, fegen etc.
Und für uns: Morgens wecken, abwaschen, wischen, Friends beim duschen helfen, an Aufgaben erinnern …. .

Aufgaben bei denen ich mir vorher dachte das sie mich Überwindung kosten würden, besonders Pflege- und Wasch- Tätigkeiten, fallen mir bisher verblüffend leicht. Auch da viele der Friends , die ich betreue diese größtenteils eigenständig verrichten können und ich meist nur Rücken, Füße waschen oder sie rasieren.

Sonntag: Friends day off was für uns mehr Arbeit bedeutet, aber nur fair ist, da die Friends sehr viele Aufgaben in der Community übernehmen.

Workshops
Es gibt 5 verschiedene Werkstätten die jeweils für 2 Stunden am Vor- und Nachmittag besucht werden. (Papier, Holz, Kerzen, Textile, Garten + Küche & Bäckerei)

Ich bin morgens in der Holzwerkstatt und Nachmittags im Garten eingeteilt.
Die Holzwerkstatt würde erst vor 3 Monaten eingeführt und somit gibt es nur wenige, angerostete und von Handbetriebene Werkzeuge.
Es gibt keine festen Werkstücke die wir mit den Friends bauen, sondern es muss noch vieles neu überlegt und geschaffen werden.
Aufgrund der beschränkten Fertigkeiten der Friends empfinde ich es als ein wenig schwierig Wege zu finden um sie sinnvoll einzubinden, aber ich hab damit angefangen einen Satz Dominosteine zu fertigen und versuche ihnen möglichst viele Aufgaben zu übertragen:
Wenn ich die Säge gerade halte kann einer der momentan 2 Friends angesägte Sachen fertig sägen und sie können Schmirgel-Arbeiten verrichten.

In jedem Haus gibt es strikt getrennte Frauen und Männer Seiten, die nicht vom anderen Geschlecht betreten werden dürfen … auch beim Essen sitzt man sich größtenteils gegenüber.
Natürlich ergibt sich dies auch durch das Arbeitsfeld, jedoch ist es auch in anderen Teilen der Gesellschaft so: z.B Im Bus oder in einigen Tempeln.

Das Dorf- und das Stadtleben sind anscheinend zwei verschiedene Welten:
Ländliche Gegenden scheint doch recht konservativ, man sollte laut Francis öffentlich keine Zuneigung zeigen und darauf achten was man anzieht* (Als Mann ist dies für mich eigentlich nicht relevant, aber für Europäische Frauen ist dies durchaus ein Thema. Man zieht hier als hellhäutige Person sowieso bereits ein wenig Aufmerksamkeit auf sich und sollte dann nicht auch noch freizügigen Kleidung tragen)
In den Städten kann man auch eher mal junge indische Liebespaare entdecken und besonders in Wohlhabende Vierteln hat vieles einen „Europäischen touch“. (Statussymbole wie Volkswagen, Harley's, Pubs, Europäische Restaurants etc.)

Ich bin endlich in mein Zimmer im Antaranga Haus umgezogen und muss wie die ersten 6 Tage nicht mehr aus meinem Koffer leben.
Ich fühle mich noch nicht wirklich heimisch in meinem neuen Zimmer aber das wird schon noch kommen.

Das Essen wird von drei „Kitchenladies“ zubereitet die jeden morgen aus dem Dorf kommen und drei Mahlzeiten kochen sowie Tee und Kaffee für uns kochen.
Das Essen finde ich bisher sehr gut, jedoch würde ich es als schlicht bezeichnen. Es gibt viele Kohlenhydrate: Hauptsächlich Reis und gelegentlich Kuskus mit verschiedenen Gemüse Sorten (Tomaten,Kohl, grüne Bohnen, Chillis?, Möhren etc.) nur begrenzt Früchte.

Jeden morgen* gibt es ein gemeinsames Gebet in dem Mantren gesungen werden und im Verlauf des Jahres werden einige Menge Feste gefeiert (Aus allen Religionen).

Bilder von unserem ersten Ausflug in die Bangalore Innenstadt

Für euch (meine Leser) sind wahrscheinlich die kleinen* Kulturellen Unterschiede besonders interessant und ich werde mal versuchen ein paar zu nenne:
Kleinigkeiten an die man sich aber schnell gewöhnt:
  • Wie doch sehr weit verbreitet auf der Welt verwendet man hier (Im Camphill) kein Toilettenpapier, woran man sich aber sofort gewöhnt. Neben der Kloschüssel befindet sich eine kleine Wasser Düse.
  • gegessen wird auf dem Fußboden und meist mit der rechten Hand (Bis auf Suppe eigentlich jede Mahlzeit)
  • Hygienestandards … Immer wieder sieht man Kakerlaken an den Küchenwänden entlang huschen und besonders wenn man sich von dem Community Gelände begibt sieht man überall Müll.
  • Täglich „Tee/ Coffee“-Breaks; Unterscheidet sich von unseren Kräuter- etc. Tee's: Uns würde es auf nachfrage als: Milk, Water and Spices beschrieben.
  • Duschen funktioniert im Camphill auch etwas anders:
    Es gibt zwar Duschköpfe aber diese sind nicht ans Wassersystem angeschlossen
    Man befüllt einen Eimer mit Wasser und übergießt sich dann mit einem Becher.
    Dies mag zwar nicht so hygienisch sein als stände man für 30 min unter laufendem Wasserstrahl, aber es hat zwei Vorteile: Man verwendet weniger Wasser und das Duschen geht irgendwie doch um einiges schneller.
  • Es gibt eine Backstube in der einmal* die Woche richtiges Brot gebacken wird.
  • Nichts wird verschwendet Recycling, Kompost, Abwaschwasser + Lebensmittelreste (ohne seife) werden an die drei Kühe & ein Kalb verfüttert. Des weiteren gibt hier es 8 Hühner und vier Hunde. Camphill eigene Klär und Biogasanlage
  • Natürlich herrscht ein anderes Klima, es gibt andere heimische Pflanzen und Tiere;
    Ich hab bisher Affen, Handteller große Spinnen bis zu ~12cm Eidechsen und allerhand Ungeziefer gesehen.
  • Unglaubliche Menge Moskitos die mich trotz Moskitonetz nachts schon die eine oder andere Stunde Schlaf gekostet haben. „Bzzzzz“ (Wir befinden uns momentan am Anfang der Monsun Zeit und somit regnet es 10-20 min am Tag und ist nicht so heiß.
  • Sehr viele Straßenstände und Händler die Sonnenbrillen, Süßes und Salziges, Kuscheltiere, Sonnenbrillen verkaufen.
  • Da man mit unglaublich vielen Menschen auf engem Raum lebt (ob in den Städten oder in groß Familien) ist der „Personal Space“ wesentlich kleiner als in Europa.
    Dinge die man in Deutschland als Grenzüberschreitung sehen könnte sind hier ganz normal.


    Alle Einträge spiegeln meine persönliche Wahrnehmung und Erfahrungen wieder, deshalb Ich möchte sie dazu anhalten und einladen sich selbst ein Bild und eine Meinung zu formen. Alle Angaben ohne Gewähr. Indien ist ein riesiges und sich konstant veränderndes Land deshalb ist es schwierig allgemein gültige Aussagen zu treffen.


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